Persönliche oder innere Konflikte

Persönliche oder innere Konflikte werden auch innerpsychische oder intrapsychische oder intrapersonale Konflikte genannt. Es sind Konflikte die eine Person mit sich selbst hat. Wie z.B. zwei scheinbar nicht miteinander vereinbare Ziele (die Klassiker: Gute Mutter und Berufskarriere, Schokoladengenuss und Diät)

Ursachen für einen inneren Konflikt

Einen inneren Konflikt hat man immer dann, wenn wir uns hin- und hergerissen fühlen, wenn wir sagen „zwei Herzen schlagen in meiner Brust“, „einerseits – andererseits“ befinden sich 2 oder mehrere Ich-Anteile im Konflikt und wir haben große Schwierigkeiten, die „richtige“ Entscheidung zu treffen oder die „richtige“ Lösung zu finden.

 

Laut Sigmund Freud treten Konflikte immer dann auf, wenn Erlebnisse im Widerspruch zu unseren Wertvorstellungen stehen. Dann werden die Erlebnisse verdrängt und es kommt zu inneren Konflikten, die sich sowohl auf die Psyche, als auch auf den Körper auswirken können.

 

Heute würde man die Ursachen eher so benennen:

  • Die objektive oder subjektiv empfundene Unvereinbarkeit von Zielen, Bindungen, Wünschen, Interessen, Wertvorstellungen, Pflichten, Glaubensüberzeugungen, Ansprüchen

  •  Beeinträchtigungen / Bedrohungen – eine Seite fühlt sich bedroht oder beeinträchtigt (Wenn ich an die Gesundheit denke, ist der Genuss des Rauchens in Gefahr)

 

Ein Glück….!

Man kann innere Konflikte lösen – oft sogar leichter, als Konflikte mit anderen. Denn Sie sind für sich ein zuverlässiger Partner. Sie sind ein gutes Team, das jeden Tag eine Menge innerer Konflikte löst. Manchmal fühlt es sich einfach blöd an, Gedanken wie „Wenn die blöde Angst nicht wäre, könnte ich mich locker entscheiden“ oder „wenn ich nur ein eindeutiges Gefühl dazu hätte“. Und je mehr Eindeutigkeit man sich herbeisehnt, desto größer wird dann oft diese innere Zerrissenheit und wenn sie aktuell das Gefühl haben, dass Unterstützung vielleicht doch gut wäre, dann bin ich gerne an Ihrer Seite und wir finden gemeinsam einen Weg zu mehr Klarheit.

 

Konflikttypen

Abhängigkeit : Autonomie

Hier dreht sich der Konflikt um Bindung und Beziehung. Möglicherweise haben wir große Angst vor einer Trennung und nehmen den Wunsch nach Autonomie nicht wahr, dann begeben wir uns in abhängige Beziehungen. Das kann sich dann in scheinbaren Schuldgefühlen ausdrücken („ich kann meine(n) Partner(in) doch nicht alleine lassen“) und im Beruf durch eine niedrige Position bemerkbar machen, gesellschaftlich eher unauffällig, gut integriert.

 

Oder aber, das wichtigstes Ziel im Leben ist eine emotionale und existentielle Unabhängigkeit. Das Bedürfnis nach Bindung und Geborgenheit wird weitestmöglich unterdrückt. Beziehungen engen ein und bedrohen die Autonomie.

 

Unterwerfung : Kontrolle

Dieser Konflikt geht über ein gesundes Maß an Selbst- und Fremdkontrolle hinaus.

 

Betroffene ordnen sich vollkommen unter, Pflichten und Weisungen werden nicht in Frage gestellt, das Handeln ist kontrolliert und selbstbeherrscht. Widerstand zeigt sich, wenn überhaupt, in passiv aggressivem Verhalten wie Vergessen oder Trödeln.

In Beziehungen zeigen sie keine Eigeninitiative und ein „nein“ scheint es nicht zu geben.

 

Oder wir erleben genau das Gegenteil: Regeln, Pflichten und Kontrolle werden von den Betroffenen als übergriffig erlebt und sie begehren auf. Die eigenen Interessen werden über die der anderen gestellt. Es wird Macht angestrebt, um die eigenen Vorstellungen durchzusetzen.

 

Versorgung : Selbständigkeit

Wenn die Ambivalenz zwischen dem Wunsch nach Versorgung/Geborgenheit und dem Wunsch nach Selbständigkeit/Autarkie das Verhalten und Erleben in einer Beziehung bestimmt, dann wird das schnell zum Problem. Entweder dreht sich alles ums Versorgt sein und die Angst, alles zu verlieren oder aber im Gegenteil darum, dass völlig autark, niemand und nichts gebraucht wird. Das Bedürfnis nach Versorgung wird durch Selbstgenügsamkeit kompensiert. Hilfsangebote werden abgelehnt, Askese oder sogar Altruismus bestimmen das Verhalten, in der Hoffnung, dass der Verzicht irgendwann belohnt wird.

 

Selbstwert : Objektwert

Hier dreht sich alles im Leben die Regulierung des Selbstwertgefühls. Entweder ist es völlig eingebrochen und es wird die eigene Unwichtigkeit und Bedürfnislosigkeit in Sätzen, wie „Ich bin nichts mehr“ ausgedrückt.

 

Betroffene fühlen sich selber schuld an ihrer Lage und gleichzeitig fühlen sie sich benachteiligt. Oder es werden Beziehungen genutzt, um Selbstwertgefühl aufzubauen. Es gibt nur Freund oder Feind, das Auftreten wirkt überheblich, forsch oder gar gönnerhaft-herablassend

 

Egoistische : soziale Ziele

Wer von uns kennt nicht gelegentliche Schuldgefühle? Ein Schuldkonflikt geht weit darüber hinaus, hier tobt ein heftiger Widerstreit in den Betroffenen. Jeder Verstoß gegen unsere moralischen prosozialen Überzeugungen, jeder Hauch von Egoismus oder Abgrenzung löst Schuldgefühle aus. Es ist dann nur noch die Frage, ob man „sich den Schuh anzieht“, also die Schuld auf sich nimmt oder ob es zu einer Abwehrreaktion (aus Scham) kommt. Die Einen haben immer eine Entschuldigung für ihre Mitmenschen parat, während sie sich selbst mit Vorwürfen überschütten, tun sich auch schwer mit Geschenken und fühlen immer den Druck, sich großzügig revanchieren zu müssen, bei den Anderen ist immer das Umfeld schuld, wenn was schief läuft und sie sind überzeugt, dass Privilegien selbstverständlich sind und Eigennutz gerechtfertigt ist. Andererseits fühlen sie sich schnell mal betrogen.

 

Ödipal-sexueller Konflikt

Hier geht es auch nicht „nur“ um sexuelle Dysfunktion, sondern vielmehr hat die Verdrängung von erotischen Wünschen Auswirkungen auf das gesamte Verhalten und Erleben. Wenn man sich selbst noch als unschuldiges Kind wahrnimmt, dann sucht man in einer Beziehung zwar Liebe und Geborgenheit, aber keine Erotik. Das kann zu einer Partnerschaft ohne Sex führen. Andererseits kann es auch sein, dass nahezu jeder Lebensbereich sexualisiert wird. Auch das ist in der Paarbeziehung problematisch. Es kommt zu widersprüchlichem Verhalten – „anmachen und abblitzen lassen“.

 

Identität : Dissonanz

Man hat kein Gefühl für die eigene Identität entwickelt und verschieden Ich-Anteile fügen sich nicht (mehr) zu einem Ganzen. Das kann sich darin ausdrücken, dass man ständig das Gefühl hat, keine eigene Identität zu haben. Meist bietet die Familie keine Orientierungshilfe und das setzt sich auch in Beziehungen fort. Die Außenwirkung ist oft farblos und angepasst. Das Sein wird durch Haben ersetzt (mein Haus, mein Auto, mein Pferd).

 

Oder aber, die Unsicherheit über die eigene Identität wird ständig überspielt. Das kann soweit gehen, dass mit viel Kreativität ein fiktives Leben oder fiktive Identitäten konstruiert werden – oft mit soviel Hingabe, dass es an Fanatismus grenzt.